NITSCH. a homage by PAUL RENNER

schauen, riechen & pressen

Unter dem Titel „NITSCH a homage by …“ präsentiert die Nitsch Foundation gemeinsam mit Rita Nitsch Werke von Vorbildern und Wegbegleiter_innen sowie von Künstler_innen deren Entwicklung durch Hermann Nitsch und sein fortwirkendes Gesamtkunstwerk entscheidend geprägt wurden.

Parallelen und überschneidende Aspekte in ihren Arbeiten machen neue Zusammenhänge und Verschränkungen künstlerischer Prozesse sichtbar. Die Ausstellungen thematisieren jeweils eine individuelle und persönliche Facette in der Besucher_innen Nitschs Oeuvre sowie die Weiterentwicklung seines Wirkens kennenlernen.

 

Paul Renner

schauen, riechen & pressen

 

„Seit Jahren interessiert mich Malerei, die auf eine intensive Sinnlichkeit abzielt. Die Wahrnehmung richtet sich über die Form auf die zur Darstellung gebrachten Materialien. Die Gestaltungsmittel sind Lebensmittel, Pflanzen, Säfte und Samen, die mit Harz, Wachs und Farbe vermischt werden. Es entsteht ein Herbarium, das jeder Logik und Wissenschaftlichkeit im heutigen Sinn entbehrt.“ – Paul Renner

Paul Renners Idee von Kunst verlangt nach einer Form der Inszenierung, die über das Malen eines Bildes hinausgeht und auf eine intensive Sinnlichkeit abzielt. Der Akt und die Form der Verdichtung beschäftigt Renner seit jeher – gepresster Most, gestampftes Kraut, Speck zwischen Steinplatten, Beeren zu dickflüssigem Mus verkocht, geschleuderter Honig, ausgedrückte Früchte, welche zwischen Fingern und Zehen hervorquellen, geklopftes, geräuchertes, gepresstes Fleisch – die Pressung und Verdichtung geht in Renners Vorstellung mit der Verwesung unserer eigenen Existenz einher:

„Die Existenz wird zerdrückt, zermalmt, verfestigt, vergoren und löst sich in einem unsichtbaren Nebel auf. Der Holunder-Sekt explodiert im Keller. Das Pilzmyzel kriecht die Wände hoch. Ich wähne mich auf der anderen Seite. Existenz ist permanente Verwesung.“

Speziell für diese Ausstellung zeigt Renner den neu geschaffenen Zyklus „schauen, riechen & pressen“. Im Mittelpunkt steht das monumentale Gemälde die Honigwand – bestehend aus mit Blattgold überzogenem Dammar, mit eingegossenen Nestern aus Zweigen, Bienenwaben, Samen, Früchten, Schalen, Säften und Pflanzen.

 

Paul Renner, geboren 1957 in Bregenz. 1976 Bekanntschaft mit Hermann Nitsch, für den er bis 1984 als Assistent arbeitete. Seit Jahren erforscht Paul Renner in seiner Tätigkeit umfassendere Lösungen, die die Malerei nicht mehr zum alleinigen Träger des künstlerischen Gedanken machen. In themenbezogenen Zyklen vereint er Malerei, Literatur, Philosophie, Natur und Kulinarik.

Ausstellungen und Projekte wurden u.a. in folgenden Museen und Institutionen realisiert: Kunsthaus Bregenz, Kunsthalle Wien, Houston Contemporary Arts Museum, Contemporary Arts Institut Omaha, Galerie Leo Koenig New York, Galerie Konzett Wien, Imago Dei Festival Krems und Fondazione Morra in Neapel. www.paulrenner.net

 

„der begriff form, wie ich ihn verstehe, ist nur im zusammenhang mit neuem denken über kunst zu verstehen und brauchbar. form ist ein verdichtungsprinzip aus unserer organischen anlage heraus, aus unserer fähigkeit zu sehen, zu hören, zu schmecken, zu riechen, zu tasten, wahrzunehmen und einzuverleiben. uns ist eine zusätzliche schöpferische fähigkeit gegeben, wir können die wahrnehmungsweisen verdichten, verknappen zu einem essentiellen wahrnehmen steigern.“ – Hermann Nitsch in DAS SEIN. zur theorie des orgien mysterien theaters (Band 2, S. 394)

17. Februar — 13. April 2023

Nitsch Foundation
Hegelgasse 5
1010 Wien
Österreich
www.nitsch-foundation.com

Dienstag bis Freitag 11 — 18 Uhr
Eintritt frei