Hermann Nitsch
Der Blick ins Innere
Am Beginn des Wiener Aktionismus steht Hermann Nitsch. Vor 55 Jahren hat er seine erste öffentliche Aktion in der Galerie Dvorak in Wien durchgeführt. Im Zentrum standen ein geschlachtetes Lamm und die Idee einer Kunst, die nicht mehr mit Farben bewegen, sondern mit Blut, heißem Wasser, rohem Fleisch und Gedärmen erregen wollte. Manifest wurde schon damals sein Blick ins Innere: mit der Kunst unter die Haut gehen zu wollen, menschliche Triebe und gesellschaftliche Tabus offenzulegen und die Eingeweide der abendländischen Kulturgeschichte auseinanderzunehmen. Seit nunmehr 60 Jahren arbeitet Nitsch am Konzept seines „Orgien-Mysterien-Theater“. Jede Aktion, jedes Bild, jede Publikation ist nur ein Ausschnitt seiner Gesamtvision und ein kleines Steinchen in dem großen Mosaik seiner Mythen und Religionen verbindenden Kulturcollage. (Text: Roman Grabner, Universalmuseum Joanneum)
Die Ausstellung in der Galerie Kunst & Handel anlässlich des 80. Geburtstags von Hermann Nitsch gibt anhand zahlreicher Grafiken, Zeichnungen, Partituren, Aktionsentwürfe, Fotografien, Schüttbilder und umfangreichen Archivmaterials Einblick in das Werden seines gigantischen Daseinsdramas. Werke aus knapp sechs Jahrzehnten zeigen sein beständiges Arbeiten an der Theorie des O.M.Theaters und sein kontinuierliches Ringen um den sinnlich-intensivsten Ausdruck.