Gesamtkunstwerk
Hermann Nitsch
Vom 5. September bis 30. Dezember 2023 zeigt das K&L Museum in Südkorea mit der Ausstellung „Gesamtkunstwerk: Hermann Nitsch“ vorrangig Schüttbilder, die bei den Bayreuther Festspielen im Rahmen der Aufführungen der „Walküre“ von Richard Wagner im Jahr 2021 entstanden sind.
Für Nitsch bedeutete das Wagnersche Gesamtkunstwerk nicht einfach nur eine Synthese verschiedener Kunstgattungen. Was er in Wagners Werk sah, ist eine Verehrung für das Metaphysische und Transzendente, für Gott und mythologische Elemente, die eine Quelle tiefer und reicher Phantasie sind. Wagner hat diese mythologischen Elemente in seine eigene musikalische Meisterschaft aufgenommen und umgewandelt, indem er seine eigenen Ideen und seine eigene Philosophie konstruierte. Wagners zutiefst existenzielle Reflexionen über das Göttliche, das Menschliche und das Übernatürliche sind sowohl Wagner als auch Nitsch gemeinsam.
In seinen theoretischen Schriften, Partituren und Kompositionen vermittelte Hermann Nitsch stets Ideen, die auf ein Gesamtkunstwerk hinzielen: Er hob die Unterscheidung zwischen Bühne und Publikum auf, schuf eine partizipatorische Kunst, die alle fünf Sinne ansprach, und durchbrach das Konzept des Theaters des 20. Jahrhunderts mit Themen der menschlichen Existenz, Spontaneität, Intensität und Katharsis.
„ich habe wagner als den sucher nach dem gesamtkunstwerk bewundert. er war immer mein lehrer, bis heute noch. die leitmotivtechnik habe ich, wie viele andere künstler, von ihm übernommen. bei meinen malaktionen auf der bayreuther bühne wird durchaus auf richard wagner eingegangen. […] wagner wird von mir durch diese geschehnisse gehuldigt, als den grossen ausgangspunkt für eine mögliche neue kunst, die sich aus dem faden durchschnitt erhebt. der umgang mit den farben das verschütten, verschmieren und das feierliche rinnen lassen über senkrechte flächen läuft parallel zu dem musikalischen ereignisablauf der walküre.“ (Hermann Nitsch, 2021)
Durch seine Kunst drückt Nitsch den wesentlichen Sinn des Lebens aus, der angesichts unendlichen Leidens, Grausamkeiten auf der einen Seite und Schönheit, Leidenschaft und Intensität auf der anderen Seitezum Ausdruck, in der Transzendenz liegt.
„jeder lebendig erlebte augenblick in unserem universum transzendiert. die sogenannte immanenz hat keinen gegenpol mehr. alles transzendiert. eine neue lebensphilosophie stellt sich dar, das SEIN wird erfahren.“ (Hermann Nitsch, 2021)
Mit dieser Ausstellung gibt das K&L Museum einen Einblick in das künstlerische Schaffen von Hermann im Licht der Leitfigur Richard Wagner.