NITSCH & GEORG BERNSTEINER

„DER ZWEITE TEIL DER NACHT“

Seit 2023 präsentiert die Nitsch Foundation Werke von Wegbegleitern und von Künstlerinnen und Künstlern, deren Entwicklung durch Hermann Nitsch und sein fortwirkendes Gesamtkunstwerk entscheidend geprägt wurden. Parallelen in ihren Arbeiten machen neue Zusammenhänge und Verschränkungen künstlerischer Prozesse sichtbar. Durch diese Ausstellungsreihe lernen die Besucherinnen und Besucher nicht nur andere künstlerische Positionen kennen, sondern sie ermöglichen auch einen neuen Blick auf eine individuelle Facette in Nitschs Werk, sowie das Weiterwirken seiner Arbeit.

Andreas Schalhorn, Kurator des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin beschreibt den Künstler Georg Bernsteiner sehr treffend mit den Worten „Bernsteiner ist Zeichner – nur Zeichner. Dieses ‚nur‘ ist keineswegs relativierend gemeint. Es markiert vielmehr positiv die Konzentration auf ein Medium, das in der Geschichte des Menschen die erste Technik des Abbildens (als Bezeichnen) darstellt. Was wir in Bernsteiners Zeichnungen vor uns haben, ist folglich die Essenz, die sein Denken und Bilden als Künstler ausmacht.“

Der 1969 im Pinzgau geborene Georg Bernsteiner studierte von 1989 bis 1994 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Arnulf Rainer und war Malssistent von Hermann Nitsch im Schloss Prinzendorf. Nach der ersten Ausstellung als 21-Jähriger in der Galerie Zell am See, Schloss Rosenberg, folgten viele weitere Ausstellungen im In- und Ausland sowie zahlreiche Studienreisen und Auslandsaufenthalte u.a. in Paris, Tokio, Shanghai, Chicago und Johannesburg.
Der konsequente Zeichner hält seine Eindrücke – in einer Reduktion der Mittel – mit Ölkreide, Graphit, Kohle und Acryl auf Papier fest. Seine Reisen bilden dabei oft die Grundlage und Inspiration für seine Arbeiten.

„ich lernte bernsteiner an der salzburger sommerakademie kennen. ich spürte sofort, da ist eine ernst zu nehmende kraft, die sich aller banalität widersetzt, einem naturereignis gleich. hier bestellt einer mit unerbittlicher vehemenz sein feld. […] man sieht es jedem strich an, mit welcher kraft durch ihn das leben gesucht und verwirklicht wird.“ (Hermann Nitsch, 1993)

In der Ausstellung „DER ZWEITE TEIL DER NACHT“ eröffnet Georg Bernsteiner Einblick in einen gewaltigen schwarz-grauen Raum, der aus den Tiefen des Alls ohne jegliche Orientierungspunkte zu kommen scheint. Schatten, Linien und nur vage definierte Objekte zeigen sich wie Fragmente einer Erinnerung an das Ereignes des Urknalls. Vermeintlich figurativ lesbare Formen schweben richtungslos auf einem samtigen Vlies aus Kohle und Graphit. Das Betrachterauge findet und sucht sich zeitgleich in diesem unendlichen Meer.

Man fühlt sich erinnert an Hermann Nitsch, der im Zeichnen das Sein intensiv erleben konnte. „der wesentliche schöpferische akt ist gegründet im zeitlosen, im anfang und endlosen, im unendlichen abgrund, in der unendlichkeit, der raumlosigkeit, der leere. wenn man sich trennt von vergangenheit und zukunft und man im augenblick lebt. den augenblick des schöpferischen ereignisses erlebt, wirkt man aus dem zeitlosen grunde (der ursachelosigkeit) der istigkeit.“ (Hermann Nitsch, 2018)

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Leporello in limitierter Sonderauflage mit Werken von Georg Bernsteiner und Texten von Karl Schleinkofer.

Die Ausstellung „GEORG BERNSTEINER – DER ZWEITE TEIL DER NACHT“ wird am Donnerstag, 23. Jänner 2025 um 19 Uhr mit einem einführenden Text von Hanno Millesi eröffnet.

 

 

13. Januar — 14. März 2025

Nitsch Foundation
Hegelgasse 5
1010 Wien
Österreich
www.nitsch-foundation.com

Dienstag bis Freitag 10 — 18 Uhr

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